Tradition

Lernen Sie die Schönheit des Laubhüttenfestes kennen

Sukkot für Anfänger

Ein Fest der Gastlichkeit
Gäste in die Sukka einzuladen, ist eine besondere Tradition. Man isst zusammen, singt Lieder und genießt den Abend unter dem Sternenhimmel. Weil Sukkot auch ein Erntefest war, werden an den Festtagen Speisen mit saisonalem Obst und Gemüse zubereitet. Gerne serviert man auch gefüllte Gerichte, die für die Reichhaltigkeit des Festes stehen. Üblich ist es zudem, Brot- und Apfelstücke in Honig zu tunken, was sinnbildlich den Wunsch nach einem guten und süßen Jahr ausdrückt.

Sukka - Aufbau und Dekoration

Wie baut man eine Sukka ?
Eine Sukka zu errichten, ist gar nicht so schwer. Es gibt nur wenige Vorgaben, die es zu beachten gilt. Ganz wichtig: Die Sukka darf kein ständiges Bauwerk sein, sondern muss jedes Jahr neu errichtet werden - ganz so, wie es auf einer Wanderschaft üblich ist.

  • Die Wände: Die Sukka muss mindestens aus drei Wänden bestehen, die aus den unterschiedlichsten Materialien sein können, z.B. Holz, Segeltuch oder Bambus – Hauptsache, die Wände stehen fest.
  • Das Dach: Die Laubhütte darf keine feste Dachkonstruktion besitzen. Zweige oder Stroh lassen bei Sonnenschein mehr Schatten als Sonne und nachts das Licht der Sterne in das Innere der Sukka scheinen. Alles, was wächst und abgeschnitten wurde, ist erlaubt, also Baumzweige, Bambusstangen oder Strohmatten. Wichtig: Sie müssen lose auf der Sukka liegen und nicht in Bündeln gebunden sein.
  • Die Sukka darf nicht unter einem Baum oder einem festen Dach stehen.

Und die Kinder sind immer dabei
Bereits das Schmücken der Sukka läutet die festliche Stimmung von Sukkot ein. Kinder und Eltern  bauen die Sukka gemeinsam auf, richten sie gemütlich ein und dekorieren sie festlich mit gemalten Bildern, Girlanden und Früchten. Dies symbolisiert den Gemeinschaftsgedanken von Sukkot, der alle Familienmitglieder und Freunde einbindet.

In einigen Gemeinden gibt es auch heute noch den Brauch den „Plünderns“, der seit vielen Jahrzehnten in deutschen Gemeinden üblich war. In der Vergangenheit wurden dabei besonders seltene Früchte, wie Ananas oder Kokosnüsse, speziell für Sukkot besorgt und in der Sukka aufgehängt. Am letzten Tag des Festes durften die Kinder die Sukka „plündern“ und das edle Obst mit nach Hause nehmen.

Lulav Etrog Hadassim Arawot

Vier Symbole Israels in einer HandDieser zusammengebundene Strauß besteht aus Zweigen der "vier Arten" (hebr. Arba'ah Minim) und ist unerläßlich für das Gebet an Sukkot. Die „Arba'ah Minim“ spiegeln die Natur des biblischen Israels wider und erinnern an die Besiedlung des Landes.

Die Quelle in der Tora: „Und nehmet euch am ersten Tage eine Frucht vom Prachtbaume, Palmzweige, Zweig von einem dichtbelaubtem Baume und Bachweiden, seid Fröhlich vor dem Ewigen, Eurem Gotte, sieben Tage lang. Und feiert es als ein Fest dem Ewigen sieben Tage im Jahre“ (3. Buch Moses Kapitel 23.40 – 23.44)

Die Arba'ah Minim bestehen aus:

  • Lulav (Zweig der Dattelpalme) – symbolisiert die Gewächse des Orients wie Palmen oder Datteln
  • Etrog (Zitrusfrucht) – symbolisiert jene Früchte, die kultiviert wurden
  • Hadassim (drei Myrtenzweige) – stehen für Duft- und Heilkräuter
  • Arawot (zwei Bachweidenzweige) - Gehölz, brauchbar zur Benutzung, z.B. zum Feuermachen

Dieser Bund (Lulav, Hadassim und Arawot) wird zu einem Strauss gebunden und nach dem Morgengebet in einem festgelegten Ritus „geschüttelt“: Nach Osten, Süden, Westen, Norden, nach oben und unten. Dabei hält man die Zweige in der rechten, den Etrog in der linken Hand und führt beide Hände dicht zusammen.

Die symbolische Bedeutung der „Vier Arten“Die „Vier Arten“ stehen für die unterschiedlichen Menschen im Judentum:

  • Etrog: Die Zitrusfrucht hat einen süßen Geschmack wie auch einen lieblichen Geruch: Jene Menschen sind gelehrt und leben ihren Glauben, d.h. sie sind wohltätig.
  • Lulav: Die Früchte des Palmzweigs schmecken, sind aber geruchlos: Diese Menschen sind zwar gelehrt, aber nicht wohltätig.
  • Hadassim: Die Myrtenzweige haben einen lieblichen Geruch, sind aber ungenießbar: Jene Menschen tun gute Werke, besitzen jedoch keinerlei Gelehrsamkeit.
  • Arawot: Die Weidenzweige sind weder essbar noch haben sie einen angenehmen Geruch: Diese Menschen sind nicht gelehrt und sind nicht wohltätig.

Ein Fest zur Freude der Tora

7. Tag Hoschana Haba - die "Große Rettung"Alle vorhandenen Torarollen werden auf das Tora-Pult gelegt, um das sieben Mal herumgewandert wird. Dabei haben die Betenden die Arba'ah Minim in der Hand. Die Tradition besagt, dass der Urteilsspruch für das neue Jahr – der an Rosch Haschana geschrieben und am Jom Kippur besiegelt wurde – erst an Hoschana Rabba vom G'ttlichen Gericht überreicht wird.

8. Tag. Das Schlussfest - Schmini AzeretDas Schlussfest heißt Schemini Azeret. An diesem Tag findet noch einmal ein ganz besonderer Gottesdienst statt. Denn nach der Tora- und der anschließenden Prophetenlesung - findet eine Seelenfeier zum Gedenken der Toten statt. Ein zusätzliches Gebet um Regen läutet quasi den Winter ein.

9. Tag. Simchat Tora - Die Freude der Tora Simchat Simchat Tora (Simcha: hebr. Freude) ist ein fröhlicher Tag. An Simchat Tora endet der jährliche Zyklus der Toralesungen. Die Tora wird zu Ende gelesen und am folgenden Schabbat wieder von vorne begonnen. Am Abend von Simchat Tora hebt die Gemeinde alle Tora-Rollen aus dem Schrein und trägt sie tanzend siebenmal durch die Synagoge. Dabei wird so vielen Betenden wie möglich die Gelegenheit gegeben, mit der Tora zu tanzen. Viele Gemeinden haben hier ihre eigenen Traditionen. Besonders die Kinder werden in diesen fröhlichen Reigen eingebunden. Sie bekommen bunte Fahnen und kleine Tora-Rollen, mit denen sie an der feierlichen Prozession teilnehmen können.

Es ist eine besondere Ehre, als Betender zur Lesung des letzten und ersten Tora-Abschnittes aufgerufen zu werden. Ein Tora-Abschnitt heißt auf hebräisch Parascha. Das Gemeindemitglied, das zum letzten Abschnitt in der Tora zur Bima gerufen wird, heißt Chatan Tora, Bräutigam der Tora. Wer zum ersten Tora-Abschnitt gerufen wird, also zum Lesen der Parascha Bereschit, der Schöpfungsgeschichte, ist der Chatan Bereschit, der Bräutigam der Genesis.

Besondere Gebete für Sukkot

Kerzen zündenFrauen und Mädchen zünden vor Beginn des Feiertags zwei Kerzen an und sprechen die folgenden Segenssprüche:
"Gelobt seist Du Ewiger unser G'tt, König der Welt, der uns mit seinen Geboten geheiligt hat und uns befohlen hat, die Kerze des Feiertages anzuzünden."
"Baruch ata Ado-nai, Eloheinu Melech Haolam, Ascher Kideschanu Bemitzwotaw, Wezwiwanu Lehadlik Ner schel Jom Tow."

"Gelobt seist Du Ewiger unser G'tt, König der Welt, der uns das Leben geschenkt hat, uns Nahrung gibt und es uns ermöglicht, dieses Fest zu feiern."
"Baruch ata Ado-nai, Eloheinu Melech Haolam, Schehechejanu Wekijimanu Wehigianu Lasman Hase."

Gebet beim Schütteln des Lulav

''Gelobt seist Du Ewiger unser G'tt, König der Welt,
der uns geheiligt hat durch seine Gebote und uns geboten hat, den Feststrauß zu nehmen!''
''Baruch ata Eloheinu Melech Haolam,
Ascher Kideschanu Bemitzwotaw vezivanu al N'Tilath Lulav!"

 

Das Buch KoheletDas Buch Kohelet, auch „Der Prediger Salomo“ genannt, ist eine Sammlung von Sprüchen, Weisheiten und Lebensratschlägen, die König Salomon zugeschrieben wird. Wohl auch, weil der Tempel Salomons zu Sukkot eingeweiht wurde, wird das Buch Kohelet während des Sukkot-G'ttesdienstes in der Synagoge gelesen. Das Buch Kohelet preist die Freude (hebr. Simcha) an. Dieses Wort “Simcha” kommt in Kohelet siebzehn Mal vor, öfter als jedes andere Wort. So gilt das Lesen des Kohelet nach dem ernsthaften Jom Kipur-Tag auch als Aufruf zur Freude:

Vers 8:15: “Da pries ich nun die Freude. Denn es gibt für den Menschen unter der Sonne kein anderes Gut, als zu essen, als zu trinken und sich zu freuen”.

Das Hallel-Gebet - Die Gesänge des LobesAn jedem Tag von Sukkot wird das vollständige Hallel-Gebet gelesen. Diese sechs Psalmen (113-118) im Gebetbuch sind Lobhymnen, die von König David verfasst und gesungen wurden. Es sind besonders poetische Lobpreisungen G'ttes, die die feierliche Stimmung an einem Festtag betonen, wie in Vers 24/Psalm 118 beschrieben: „Diesen Tag hat der Ewige geschaffen, jubeln wir und freuen uns an ihm“.

Erinnern in Psalmen
Die Hoschanot - Die poetischen Gebete
Diese poetischen Bitt-Gebete im Morgengebet werden jeden Tag gesprochen. Die Gemeindemitglieder umkreisen mit dem Lulav-Strauß in der Hand die Bimah, das Tora-Pult, und sprechen das Hoshana: „Rette jetzt, ich flehe zu dir, G'tt, ich flehe zu dir, schicke uns jetzt Gedeihen.“ Diese Umzüge erinnern an die Feierlichkeiten zu Zeiten des "Zweiten Tempels" in Jerusalem, wo die Bauern um reichlichen Regen baten. Diese Rundgänge werden Hakafot genannt.

Literaturhinweise

Heinrich Simon: "Jüdische Feiertage – Festtage im jüdischen Kalender" Aus: Jüdische Miniaturen. Spektrum Jüdischen Lebens. Bd.7, Hentrich & Hentrich Verlag, Teetz
Pentateuch – mit deutscher Übersetzung von J. Wohlgemuth und J. Bleichrode. Victor Goldschmidt Verlag, Basel, 2005
Rabbiner Chajim Halevi Donin: „Jüdisches Gebet Heute – Eine Einführung zum Gebetbuch und zum Synagogengottesdienst“, Morascha Verlag, Zürich 2002
Rabbiner Chaim Halevi Donin: „Jüdisches Leben. Eine Einführung zum jüdischen Wandel in der modernen Welt“, Morascha Verlag, Zürich, 1987